Eine der wichtigsten Fragestellungen, ist die nach den Konsequenzen von
Preisänderungen bei den Inputfaktoren. Wie ändern Unternehmen Ihr
Verhalten, wenn sich die Löhne, Rohstoff- oder Energiekosten ändern?
0,0
O
X
Y
Gut 2
Gut 1
1.00
Neues Optimum
Neues Nutzenniveau
NeueBudgetlinie
A
B
C
D
Preis von Gut 1
In dieser Graphik lassen sich die Effekte einer Preisänderung bei
Kapital
analysieren. Die Auswirkungen einer Preisänderung von
Arbeit sind analog. Fällt
der Preis für Kapital,
so ist das Unternehmen in der Lage mehr zu produzieren. In jeder bisher
möglichen Kombination von Inputfaktoren verbleibt ein Restbudget, mit dem
mehr Maschinen erworbe werden können und somit die Produktion gesteigert
wird. Die Budgetgerade wird um den Angelpunkt auf der y-Achse gedreht. Dabei
ändert sich die Steigung auf das neue Preisverhältnis.
Falls der Preis für Kapital
fällt, der für Arbeit
aber konstant geblieben ist, ist der Löhn relativ zu den
Kosten des Maschineneinsatzes gestiegen. Der relative Preis des
Kapital ist also
gefallen, die Kostengerade verläuft flacher. Welche Güterkombination genau
vom Unternehmen gewählt wird, hängt wiederum von der Produktionsfunktion
ab. Für alle gängigen Produktionsfunktionen steigt der Gebrauch eines
Inputfaktors, wenn dessen Preis sinkt. Wenn also die Notenbank die Zinsen senkt,
dann werden Investitionen in Produktivkapital (Maschinen, Gebäude, ...)
attraktiver und vermehrt getätigt.
Im hier beschriebenen Fall bleibt der Konsum des anderen Faktors
Arbeit konstant.
Dies ist eine Eigenschaft der hier verwendeten Cobb-Dougls-Nutzenfunktion
U=xαyβ.
Der Anteil der Ausgaben für einen Faktor am Budget
(xpx=αα+βB bzw.
ypy=βα+βB) ist
konstant.
Maßnahmen, die die Preise von Inputfaktoren betreffen, haben die wohl
größte wirtschaftspolitische Bedeutung von allen Entscheidungen der Politik.
Dabei müssen die direkten Effekte und die Zweitrundeneffekte berücksichtigt
werden. Exemplarisch führen wir dies am hier vorgestellten Beispiel einer
Zinssenkung vor. Würden die Zinsen ansteigen oder die Lohnhöhe direkt
beeinflusst werden, so hätte dies die entsprechenden Auswirkungen. Bei einer
Zinserhöhung eben entgegengesetzt.
Bei einer Zinserhöhung zeigen sich folgende Auswirkungen:
Direkter Effekt: Investitionen werden lukrativer. Unternehmen fragen
mehr Investitionsgüter nach.
Direkter Effekt: Die Beschäftigungseffekte eines verstärkten
Einsatzes von Maschinen ist unklar: Er kann sowohl positiv sein (mehr
Personal, dass an und mit den Maschinen arbeitet) oder auch negativ
(wenn menschliche Arbeit durch Maschinen ersetzt wird). Welcher
Effekt überwiegt, hängt von der Branche und der Art der Arbeit ab.
Gering qualifizierte Arbeit wird in der Regel negativ betroffen sein.
Zweitrundeneffekt: Die ansteigende Investitionsgüternachfrage sorgt
für Wachstum in den Branchen, die Investitionsgüter herstellen.
Dies sorgt dort für einen Anstieg von sowohl Kapital- wie
auch Personalbedarf. Gerade in Deutschland mit seinem starkten
Mittelstand und Maschinenbausektor, überwog dieser Effekt bislang
immer die potentiell negativen direkten Auswirkungen.
Eine Zinserhöhung hat den genau gegenteiligen Effekt, wie man in den
Jahren nach der Coronapandemie sehr gut beobachten kann, wenn die
Wirtschaftsleistung im Maschinenbau und im Baugewerbe deutlich zurück
geht.
Abschließend sei angemerkt, dass die Zeitschiene in unserem vereinfachten
Modell nicht angesprochen wird. Üblicherweise reagieren Unternehmen bereits
auf erwartete Zins- oder Lohnänderungen, da sie für Umstrukturierungen Zeit
benötigen und die Kosten umso höher sind, je schneller diese erfolgen
(müssen). Außerdem rechnet man mit bis zu zwei Jahren, die eine Zinsänderung
benötigt, um ihre Wirkung vollständig zu entfalten. D.h. die typische
Aufarbeitung dieser Vorgänge in den Medien ist zumeist sachlich falsch, da die
lange Dauer und die Erwartungsorientierung der Anleger nicht angemessen
berücksichtigt werden.