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Das Modul „Externe Effekte“ erweitert die bisherige Sichtweise der Mikroökonomie um eine zentrale Dimension wirtschaftlicher Realität: die Wechselwirkungen ökonomischer Entscheidungen auf unbeteiligte Dritte. Solche externen Effekte treten auf, wenn wirtschaftliches Handeln nicht nur die unmittelbaren Marktteilnehmer betrifft, sondern unbeabsichtigte Nebenwirkungen – positive oder negative – auf die Allgemeinheit erzeugt.
Typische Beispiele sind Luftverschmutzung durch Industrieanlagen, Lärmbelastung im urbanen Raum oder Klimafolgen durch CO-Ausstoß. Diese Wirkungen bleiben in der rein privaten Kostenkalkulation häufig unberücksichtigt, obwohl sie gesellschaftliche Folgekosten verursachen. Hier setzt die ökonomische Umweltpolitik an – mit dem Ziel, solche „Marktversagen“ zu korrigieren.
Obwohl im öffentlichen Diskurs häufig negative externe Effekte im Vordergrund stehen – etwa Umweltverschmutzung, Lärm oder Gesundheitsrisiken –, können externe Effekte auch positiv sein. In solchen Fällen profitiert die Allgemeinheit von einer Handlung, ohne dass der Verursacher dafür entlohnt wird. Ein klassisches Beispiel ist die Impfung gegen ansteckende Krankheiten: Sie schützt nicht nur die geimpfte Person, sondern verringert auch das Infektionsrisiko für andere. Ebenso erzeugt die Pflege eines Vorgartens oder die Sanierung eines Altbaus positive Effekte für das Wohnumfeld. Solche positiven externen Effekte führen in der Regel dazu, dass aus gesellschaftlicher Sicht zu wenig dieser Aktivitäten stattfindet. Auch hier kann staatliches Eingreifen – etwa durch Subventionen oder Bereitstellung öffentlicher Güter – dazu beitragen, das Marktgeschehen näher an das gesellschaftlich optimale Niveau zu führen.
Das vorliegende Modul zeigt drei zentrale politische Steuerungsinstrumente, mit denen externe Effekte beeinflusst werden können:
Pigou-Steuer (oder Subvention) (Steuern auf externe Effekte)
Durch eine Steuer auf die verursachte Verschmutzung – etwa pro Tonne CO – werden die externen Kosten in die privaten Entscheidungskalküle integriert. Der Produzent oder Konsument sieht sich mit höheren Kosten konfrontiert und passt sein Verhalten entsprechend an. So kann das Marktergebnis näher an das gesellschaftlich wünschenswerte Optimum herangeführt werden. Ein Beispiel ist die CO-Bepreisung im Verkehrssektor oder bei Energieverbrauch.
Zertifikate (Cap-and-Trade-Systeme)
Hier wird zunächst eine gesamtgesellschaftliche Obergrenze („Cap“) für Emissionen festgelegt. Diese wird in handelbare Rechte (Zertifikate) aufgeteilt. Unternehmen, die effizienter arbeiten, können überschüssige Zertifikate verkaufen, während andere zukaufen müssen. Dieses marktwirtschaftliche System belohnt umweltfreundliches Verhalten und führt über Angebot und Nachfrage zu einem Preis für Umweltverschmutzung. Ein bekanntes Beispiel ist das europäische Emissionshandelssystem (EU ETS).
Regulierung (Command-and-Control)
Diese klassische Form der Umweltpolitik setzt auf direkte Vorgaben – etwa durch technische Standards oder Emissionsgrenzwerte. Unternehmen müssen konkrete Anforderungen erfüllen, unabhängig von ihren individuellen Kosten. Auch wenn diese Form weniger flexibel ist, bietet sie klare Kontrolle und Verlässlichkeit bei der Zielerreichung. Beispielsweise kann ein gesetzlich vorgeschriebener Rußpartikelfilter in Dieselfahrzeugen festgelegt werden.
Die behandelten Instrumente unterscheiden sich deutlich in Effizienz, Flexibilität und Praktikabilität – ihre Eignung hängt stark vom jeweiligen politischen Ziel, dem betroffenen Wirtschaftssektor und dem verfügbaren Informationsstand ab.
Besonders die marktbasierten Ansätze – also Pigou-Steuern und Zertifikatesysteme – gelten in der ökonomischen Theorie als besonders effizient: Sie erreichen eine vorgegebene Umweltqualität oder Reduktionsmenge mit dem geringstmöglichen Ressourceneinsatz. Durch die Möglichkeit zur dezentralen Anpassung der Marktteilnehmer an Preise oder Zertifikate wird das Ziel oft mit minimalem Eingriff und hoher Kosteneffizienz erreicht. Dies macht ihre Umsetzung in der Praxis häufig einfacher und dynamischer, insbesondere in Bereichen mit stark heterogenen Vermeidungskosten.
Allerdings stoßen diese Instrumente an ihre Grenzen, wenn die individuellen Anpassungskosten für bestimmte Unternehmen oder Haushalte extrem hoch sind, oder wenn aus sozialen oder politischen Gründen bestimmte Mindeststandards zwingend einzuhalten sind. In solchen Fällen kann eine Regulierung durch verbindliche Vorgaben (Command-and-Control) effektiver sein – insbesondere dort, wo Gesundheitsschutz oder technologische Mindestanforderungen im Vordergrund stehen. Leider orientiert sich die tatsächliche Umweltpolitik nicht immer an ökonomischen Effizienzprinzipien, sondern oft an historischen Pfadabhängigkeiten, Lobbyeinflüssen oder kurzfristigen politischen Erwägungen.
In diesem Modul zeigen wir mithilfe des Marktmodells anschaulich, wie sich die privaten und sozialen Grenzkosten unterscheiden. Dabei entspricht die Angebotskurve den privaten Grenzkosten, während die sozialen Grenzkosten die externen Effekte einbeziehen. Durch diese Darstellung können Vor- und Nachteile sowie unterschiedliche Wirkungen der Steuerungsinstrumente wie Pigou-Steuer, Zertifikatehandel oder Regulierung konkret analysiert werden – beispielsweise in Bezug auf Gleichgewichtspreis, gehandelte Menge oder Verteilungswirkungen. Die interaktiven Graphiken und erklärenden Begleittexte ermöglichen ein intuitives Verständnis der Zusammenhänge.
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